2017
Reset the Apparatus!
Retrogarde Technizität in künstlerischen fotografischen und kinematografischen Praktiken
eine Kooperation mit der Universität für angewandte Kunst, Wien und dem künstlerischen Forschungsprojekt des Instituts für Bildende und Mediale Kunst Edgar Lissel, Prof. Dr. Gabriele Jutz
gefördert im Rahmen des Erasmus-Sokrates Studienprogramms
Ausstellung, Tagung, Publikation
Fotografie ist heute ein Medium, dessen Felder des künstlerischen Ausdrucks nicht mehr klar umrissen, sondern in ständigem Wandel begriffen sind. Angesichts der Öffnung der Fotografie zu weiteren künstlerischen Praktiken, - Stichwort Transmedialität - ist ein Wissen über die Entwicklungsgeschichte des Mediums unverzichtbar. Gegenwärtig zeigt sich ein großes Interesse an den analogen Arbeitsprozessen der Fotografie. Dies geht einher mit einer vertieften, dispositivkritischen Auseinandersetzung über die Abbildungsleistungen der Fotografie. Neben der sichtbaren Welt nimmt der Gedanke über die apparative und die materielle Beschaffenheit des Mediums eine zunehmend exponierte Rolle im fertigen Bild ein. Heute stehen analoge und digitale Prozesse gleichberichtigt nebeneinander und durchdringen einander.
Das künstlerische Forschungsprojekt geht daher von der Prämisse aus, dass erst die Existenz der Apparatur, ihre Standardisierung und Normierung, die notwendige Voraussetzung für eine künstlerische Neukonzeptualisierung des Mediums schafft. Damit wird die Frage nach den Bedingungen des Fotografischen neu gestellt, künstlerischer Ausdruck erhält unbegrenzte Möglichkeiten.
Mit fotografischen Werken von:
Vivianne Pärli
2017
„Untitled IV (gazes“)HDF auf Lambda Print, 10x23x23 cm
In Untitled IV (gazes) blickt Vivianne Pärli zurück auf das Zoetrop, einen frühen, technischen Apparat, der die Illusion eines Bewegungsablaufes mechanisch zu erzeugen versucht. Pärli entwickelte eine Box, durch deren Sichtfenster 36 verschiedene Augenpaare zu sehen sind. Die Augenpaare selbst stammen aus einem Instagram Profil. Mit Hilfe einer außen angebrachten Kurbel kann sich der Betrachter durch ein Sichtfenster der Box die 36 Blicke ansehen und selbst das Tempo der Blickwechsel bestimmen. Pärli stellt so dem digitalen Akt des Aufnehmens eines Selfies und dem Scrollen durch ein Profil etwas Analoges, etwas Greifbares gegenüber.
Raphael Janzer
2017
„Apparatur zur auditiven Wahrnehmung von Licht“
Hex-Inverter, Fotowiderstand, Leiterplatte, Hasselblad 500 c/m
Die Grundlage von Raphael Janzers Apparatur zur auditiven Wahrnehmung von Licht bildet eine analoge Mittelformatkamera, die er, wie der Titel besagt, zur auditiven Wahrnehmung von Licht nutzt. Die Basis der Apparatur bildet die einfache Oszillatorschaltung von Nicolas Collins, die mit Hilfe verschiedener Modifikationen Lichtimpulse in Töne verwandeln kann. Dabei bleiben die mechanischen Funktionen der Kamera, einer handelsüblichen Hasselblad, erhalten. Lediglich der Film wird in dem umfunktionierten Magazin ersetzt. Was hörbar wird ist das Licht, das durch das Objektiv auf die Filmebene trifft.
Tabea Borchardt
2017
„From the possibility to get away with something
(Licht-)Objekt und Auslagearbeit
In Tabea Borchardts From the possibility to get away with something spielt die haptische Seite der Fotografie eine wichtige Rolle. In einzelnen Tableaus präsentiert sie unterschiedliche fotografische Materialien und Gerätschaften, die die Geschichte der analogen und digitalen Fotografie persönlich beschreiben: Fragmente aus dem eigenem Bildfundus, Found Footage-Fotografien, objekthafte Fundstücke, wie Holz- und Diarahmen, Passepartouts und Farbtabellen.
Johanna Senger
2017
„a vague promise“
C-Prints, PE-Prints, Wachs, Schaumstoff, Acrylglas, Glas, Kork, Papier, Holz, unentwickeltes Fotopapier, Acrylfarbe, Spachtelmasse, Zement, Aquarellfarbe, Schleifpapier, Knete
Johanna Senger setzt in a vague promise fotografisches Material in Bezug zu weiteren Materialien. Die Zweidimensionalität der Fotografie wird in den Raum erweitert. Dazu verwendet sie Alltagsmaterialien, wie Wachs, Schaumstoff, Glas, Kork, Papier und Holz, die sie nach ihren künstlerischen Vorstellungen formt und gemeinsam mit unterschiedlichen Fotopapieren in assoziativer Weise zusammenbringt.
Eva Olbricht
2017
„Shown, Showing“
analoge C-Prints, verschiedene Größen von 11x18 - 85-110cm
Das Wechselspiel von Inhalt – Form – Materialität – im stark vergrößerten Ausschnitt einer analog erstellten Fotografie beschreibt die experimentelle Spielwiese von Eva Olbricht. Verschiedene Formen der Materialität durchdringen sich und sind im fertigen Exponat miteinander verflochten.
und weiteren Arbeiten von Harriet Meyer und Tillmann Betz
Copyright:
Ausstellungsansicht 1 Vivianne Pärli
Ausstellungsansicht 2,3,4,10 Raphael Janzer
Ausstellungsansicht 7 Johanna Senger
Ausstellungsansicht 8 Eva Olbricht