2022
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Sowie Lethe, der Fluss des Vergessens, sich ohne Mnemosyne, das Erinnern, nicht denken lässt, so schließt das Formlose zugleich die Form mit ein. Das Formlose steht gleichermaßen für Verfall und Zerstörung, aber auch für das Bemühen um eine adäquate Form, gleich unserer aktuellen Lebenssituation. Die Arbeit Lethe ist eine persönliche Anthologie über das Vergessen und Erinnern, entstanden aus der eigenen Biografie, aber verbunden mit der Vorstellung, Teilhabe zu ermöglichen.
Daher liegt der Arbeit eine offene Form der Narration zugrunde.
Lethe
2020-2022
# 1-41
je 19 X 14,25 cm
digitaler C- Print
aufbewahrt in einer Kassette 32 X 24 cm
mit Index
Auflage: 2
Typografie: Michael Paul Romstöck
Günther Figal zu meiner Arbeit Lethe - Auszug:
„… Bilder aus großer Höhe, aus denen man die bedrohenden Formationen der Armee oder die Zerstörungen herauslesen kann, ebenso wie aus den Bildern, die Elke Seeger mit Ihren Photographien von natürlichen Texturen zusammenstellt. Sieht man die Luftaufnahmen zusammen mit den krautigen, blättrigen oder irdenen Texturen, die schwer oder gar nicht zu identifizieren sind, möchte man den Titel der Arbeit auf den Bildzusammenhang selbst beziehen. Man sieht die Luftaufnahmen als texturale Bilder, weil man sie zusammen mit anderen texturalen Bildern sieht, die nicht in dem Sinne abbilden, dass man sie vom Abgebildeten her verstehen könnte. Bilder, die keine klar identifizierbaren Abbilder sind, lassen vergessen, man sieht sie einfach als Bilder.
Das ist kein Mangel, denn jedes Bild, auch das abbildende, ist immer auch ‘einfach ein Bild’, und die Photographie wird, so scheint mir, dadurch zur Kunst, dass sie das Abbildhafte als unwesentlich hinter sich lässt. Dennoch gibt es kein photographisches Bild, dass nicht irgendwie auch ein Abbild ist. Es muss etwas Reales da sein, das photographiert wird. Aber das Bild dieses Abgebildete vergessen, seine Erscheinung verweist nicht auf das Abgebildete, sondern ist Erscheinung an sich selbst.
Das Bild lässt vergessen, aber es ist auch etwas, das festhält. Es nimmt Realitätsbilder in sich auf, die sonst mit der Zeit einfach vergingen und also vergessen würden. So ist die Realität noch entschiedener durch das Vergessen geprägt als das Bild, sie ist, wenn man sie so betrachtet, mit einer Formulierung Hegels gesagt, “die Furie des Verschwindens”. Das Bild hält fest, es erinnert, im Fall der Luftaufnahmen jedoch so, dass es das Festgehaltene dem Texturalen der Natur annähert.
Das Erinnern und das Vergessen-Lassen der Bilder gehört offenbar zusammen. Auf dem schmalen Grad dieses Zusammengehörens, so scheint mir, bewegt sich die Arbeit. von Elke Seeger“
Günther Figal, März 2022