2017

Grundgesetz in stürmischen Zeiten

Ein Ausstellungsprojekt der Folkwang Universität der Künste und der Stiftung Mercator

Ausstellung und Podiumsdiskussion

Wie verhält sich Kunst zu politischen Fragen unserer Zeit?

Wie sieht eine künstlerische Auseinandersetzung mit unserem Grundgesetz aus?

Für Kunst und Kultur ist die Verfassung der Deutschen ein erklärter, notwendiger aber sperriger Reflexionsort: Dieser ermöglicht, ihren Geist immer wieder neu zu interpretieren und auf die Gegenwart zu antizipieren.
Fotografie und Film sind für diese Auseinandersetzung bestens geeignet, denn die Verfassung garantiert die Freiheit der Kunst und kann daher nicht selbst davon ausgenommen sein.
Wir alle haben Bilder im Kopf, die uns die Freiheit des Grundgesetzes versinnbildlichen: heute gegenwärtig als „stürmische Zeiten“.
Neun Studierende der Folkwang Universität der Künste unter der Leitung von Prof. Elke Seeger nehmen in künstlerischen Positionen zu aktuellen Fragestellungen im Umgang mit dem Grundgesetz Stellung. Ihr kritischer und aktueller Blick auf gegenwärtige und zukünftige Fragen versinnbildlicht sich in der Verbindung von Inhalt und ästhetischer Form.

Die Ausstellungseröffnung in den Räumen der Stiftung Mercator, Essen, wird von einer Podiumsdiskussion begleitet, die vom Journalisten und Schauspieler Louis Klamroth moderiert wird. Gemeinsam mit Elke Seeger und drei Studierenden gehen Sie der Frage nach, wie die Fotografie in seiner engen Verknüpfung zur Wirklichkeit in besonderem Maße in der Lage ist, gesellschaftliche Fragen aufzuwerfen, Sichtweisen zu vertreten und bildlich Haltung zu zeigen.

Mit fotografischen Projekten von:

Cora Straßburg
2017
„Heinz bei mir eingezogen“
24 digitale C-Prints 19,8 x 29,7 cm, 29,7 x 44,5 cm, gerahmt

In der Arbeit Heinz bei mir eingezogen wird das Zusammenleben von Heinz und Toni gezeigt. Ihre gemeinsamen Wohnräume spiegeln die unterschiedlichen Persönlichkeiten, Lebenswege und der Beziehung von Enkel und Großvater wider. Ergänzt wird dieser Einblick durch Bilder aus Familienalben und Tagebucheinträgen des Großvaters.

Jannik Weu
2017
„Gringo“
Film (21:05 min) 

Als Dokumentarfilm angelegt begleitet Janik Weu den Kalifornier Nicholas Smith, der 2015 den Burger-Imbiss Gringo's in Essen eröffnet hat. Kurz vor und nach der US-Wahl im November 2016 ist Smith als bekennender Trumpwähler zu Gast in der Talkshow von Maybrit Illner und präsentiert sich offen als Unterstützer des späteren Präsidenten. Sein Restaurant wird bald darauf von Anwohnern boykottiert. Dies weckt das Interesse von Zeitungen, Radio- und TV-Sendern. Smith wird mehr und mehr zur Person des öffentlichen Interesses und das Gringo's zu einem Schauplatz politischer Ansichten und Überzeugungen.

Jennifer Wegscheider
2016/2017
“Kognitive Dissonanz _ Distancing Mechanism”
digitale C-Prints, Silvergelatine-Abzüge, gerahmte Laserdrucke, bemalter Spiegel, Videoclips im Loop

Die fotografische und filmische Arbeit richtet ihren kritischen Blick auf das Verhältnis zwischen Mensch und Tier und auf die uns umgebende, zunehmend gefährdete Umwelt. Sie zeigt beispielhaft Missstände auf, die als Konsequenzen von egoistischen, moralisch verwerflichen menschlichen Entscheidungen entstehen. Der Begriff der Kognitiven Dissonanz ist aus der Sozialpsychologie entlehnt und steht stellvertretend für diesen inneren Konflikt.

Julius Barghop
2017
„res publicae“
4 digitale C-Prints unterschiedlicher Größe, Buch

Die Geschichte der Bonner Republik materialisiert sich in besonderer Weise an Orten demokratischer Machtausübung. Die Arbeit res publicae setzt sich mit der Ästhetik dieser Orte, die häufig zwischen privat und öffentlich changieren, auseinander. Sie untersucht, inwieweit die geschichtliche Bedeutung und der damit verbundene Zeitgeist heute noch spürbar sind.

Luzie Marquardt
2016/2017
„Es geht nicht um Tugend“
7 Fotografen, 180 X 150 cm, 60 X 50 cm, Inkjet Prints

Das Recht auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit ist im Grundgesetz der BRD verankert. Es geht nicht um Tugend nähert sich einer Generation, die durch ihre Unscheinbarkeit auffällt. Marquardt porträtiert ihre eigene Generation, die ihrer Vorstellung nach eine Welt erfährt, die ihr zu Füßen liegt und die sie doch nicht will. Eine Generation die alle Freiheit hat und vielleicht deswegen so viel einfach sein lässt. Und obwohl sie, wie alle anderen zuvor, nach Glück strebt, braucht sie keine Tugend.

Ines Baldissera
2016
“Should I stay or should I go?”
13 Laserprints, 4 Inkjet Prints 10x15 cm (gerahmt), 5 Kopien von Briefen (gerahmt)

Ich bin unzufrieden. Womit habe ich zu rechnen, wenn ich mich am politischen Protest beteilige? Wie arbeiten Exekutive, Judikative und Legislative zusammen? Kann ich mich wehren?
Ines Baldessera stellt sich diesen Fragen, indem sie visuell Stellung zu einer friedlichen Sitzblockade bezieht, die sich im Juni 2015 anlässlich des G7 Gipfels ereignete und polizeilich geräumt wurde.

Tillmann Betz
2017
„HKS 42“
3-Kanal Videoinstallation, auf 3 Räume verteilt

Eine Bühne, ein Umschlagplatz für Informationen. Treffen Informationsnehmer auf Informationsgeber. Zwischen beiden scheint ein logisches Abhängigkeitsverhältnis zu herrschen, beide repräsentieren. Wer fragt möchte Antworten, wer Antworten hat, möchte gefragt werden. Die Videoinstallation HKS 42 beschäftigt sich mit der Frage, wie Informationen öffentlich dargestellt werden.

Damian Rosellen
2015 / 2017
„Deutsch“
160 Farbfotografien, Buch

In Wand- und Buchform spürt Damian Rosellen ein von der Sprachkrise geprägtes Phänomen deutschen Alltags auf. Kommunikative Mittel reichen – rund 70 Jahre nach Beendigung des zweiten Weltkrieges – nicht aus, um eine klare Haltung zu Patriotismus und Nationalbewusstsein zu formulieren.

Joschua Eckstein
2017
„Squat 131“
24 digitale C-Prints 42x28cm und 6 Fotografien 45x30cm

Die Arbeit Squat131 dokumentiert die Hausbesetzung der Hernerstraße 131 in Bochum. Sie versteht sich als visueller, alternativer Gegenentwurf zum aktuell herrschenden Leerstand in vielen Städten Deutschlands. Die Dokumentation versucht den Lebensstil dieser Gemeinschaft nachzuspüren.

Copyright:
Ausstellungsansichten 0 – 2, 4 – 11 Damian Rosellen
Ausstellungsansicht 3 Jennifer Wegscheider